Niemand ist eine Insel

Inseln sind oft von der Welt abgeschnittene eigene Biotope.

Mit ihren eigenen Gesetzen. Die Ressourcen sind begrenzt, und auch die soziale Struktur muss sich dem eingeschränkten Lebensraum unterordnen. Dabei gibt es beeindruckende Beispiele wie Japan, das sich 100 Jahre lang von der Außenwelt abgeschottet hat und sich somit sehr viel der Ursprünglichkeit der Kultur erhalten konnte. Oder die Galapagos Inseln, die eine Artenvielfalt vorweisen können, die ihresgleichen sucht. Und auf anderen dieser abgeschlossenen Biotope finden sich Tierarten, die sonst ausgestorben sind, oder sich gar nie entwickeln konnten. 

Genauso ist es auch auf der kleinen thailändischen Insel, die ich 4 Monate im Jahr mein Zuhause nenne. Weniger die Tierarten sind hier die spannenden Studierobjekte als die Menschen. Die Menschen, die sich diesen Ort ausgesucht haben, um dort zu leben – einen Teil des Jahres oder ganz. Ich rede hier natürlich vor allem von den Expats, den Farangs, die die Insel bevölkern. Aber nicht als Tourist:innen, und auch nicht als Locals. Irgendwas dazwischen. Was treibt diese Menschen an, so viel Zeit auf knapp 16km² zu verbringen. Warum kehren wir immer wieder dorthin zurück? Was finden wir dort, was uns sonst verwehrt bleibt?

Für mich kann ich es beantworten: Es ist ein Ort, an dem man sein darf. In dem jede:r willkommen ist, sich einzubringen und einen Mehrwert zu schaffen. Das soziale Gefüge ist dicht. Sobald du deine eigenen 4 Wände verlässt, triffst du bekannte Gesicher, hörst die neusten Geschichten und bist Teil des Ganzen. Du bist spürbar ein Rädchen in dem Getriebe. Einem flexiblen Getriebe mit vielen Seitenarmen, die ineinandergreifen. Mal funktioniert es wie geschmiert, mal stört ein Neuankömmling die Reibungslosigkeit. Und mal ist das Neue genau die Schraube, die noch gefehlt hat im System. Alles in Bewegung, alles in ständiger Entwicklung.